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Klinikum 3

Altenburger Spieletage - Spielen ist Kultur

Familie, Kinder & Jugend Kunst, Kultur & Freizeit
29.11.2024, 08:39 Uhr
Von: Gabriele Orymek / Altenburger Spieletage
Es ist soweit: Ein jahrzehntelanger Diskurs über die Anerkennung des Brettspiels zum Kulturgut erzielt in Thüringen einen bedeutenden Teilerfolg. Die „Deutsche Brettspielkultur“ wurde als Immaterielles Kulturerbe auf der thüringischen Landesliste durch die UNESCO aufgenommen.

Dieser neue Status des Brettspieles als förderungswürdige und schützenswerte Kultur ist ein wegweisender, politischer Meilenstein. Denn was in den Siebzigern begann, umfasst heute eine vielfältige Brettspiellandschaft, die international ihresgleichen sucht. Wer schon einmal einen Brettspiel-Laden oder einen der in Deutschland mittlerweile zahlreichen Brettspielveranstaltungen besucht hat, nimmt wahr: Es gibt nicht nur eine breite Palette an spielerischen Möglichkeiten, sondern auch eine ebenso breitgefächerte „Spielerschaft“. Jung oder jung geblieben, brünette, schwarzhaarig oder blond, dick oder dünn, im gemeinsamen Brettspiel ist es unwichtig, wer mit mir am Spieltisch sitzt. Denn das gemeinsame Ziel “eine guten Brett- oder Kartenspielrunde“ verbindet uns in diesen Momenten. Miteinander erleben wir Abenteuer am Spielplan und vor allem unter den gleichen Regeln. 

Das Spiel wurde in vergangener Zeit oft der Pädagogik zugeordnet. Das jedoch begrenzt den eigentlichen spielerischen Wert. Das zunehmende Miteinander im Spiel in Familie, Freundeskreis und erwachsenen Interessengemeinschaften zeigt deutlich: Spielen ist mehr, Spielen ist zur Kulturform herangewachsen. Eine lebendige Kultur des Miteinanders. Das gemeinsame Spiel ermöglicht am Tisch Erfahrungen, die sich ins Leben übertragen lassen. Ich lerne, mich auf andere einzulassen, sie zu beobachten, meinen eigenen Frust zu regulieren und mich gemeinsam mit anderen über einen Sieg zu freuen. Ich teste neue Strategien, erlebe spielerische Rückschläge und starte neu bis zum Erfolg. Und ich erlebe, dass es den anderen genauso geht wie mir. Dabei kann ich die Themen wählen, in denen ich mich analog bewege. Eine Reise mit Charles Darwin auf der HMS-Beagle ist genauso möglich, wie der Aufbau der ISS im Weltraum. Ich kann als neuzeitlicher Marvel-Held spielen und ebenso als Fantasie-Figur. 

Spielen ist Kultur, sie bildet kulturelle, geschichtliche und zeitgenössische Themen ab und gestattet es, immer neue Blickwinkel einzunehmen. Oftmals ist es die Angst vorm Regelwerk, die Menschen zurückhält, sich dem Medium Spiel zu nähern. Manchmal auch eine negative Erfahrung im erlebten spielerischen Kontext. Doch ich mache Mut, sich neu darauf einzulassen. 

Am besten erst einmal unter Anleitung auf einem der Brettspielveranstaltungen in ihrer Umgebung. Denn es gibt zunehmend mehr Orte zum Spielen in Deutschland. Ein Grund mehr, dieser Kulturform in ganz Deutschland die gebührende Anerkennung zu schenken. Ein Dank geht daher auf jeden Fall an die UNESCO-Jury in Thüringen. Nun warten wir als Spielende auf den nächsten Schritt: Die Anerkennung als Immaterielles Kulturerbe in ganz Deutschland 2025.

 

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