Anzeige
Klinikum 5
Altenburger Museen stellen neuen Masterplan für den Schlossberg vor | Masterplan Prinzen im Dornröschenschlaf - Die Altenburger Museen im Aufbruch zur Bildungslandschaft.png

Masterplan Prinzen im Dornröschenschlaf - Die Altenburger Museen im Aufbruch zur Bildungslandschaft.png

Altenburger Museen stellen neuen Masterplan für den Schlossberg vor

Kunst, Kultur & Freizeit
04.06.2025, 17:08 Uhr
Von: Steven Ritter, Altenburger Museen
Museen blicken optimistisch in die Zukunft dieser Bildungslandschaft

Im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz am 4. Juni 2025 haben Uwe Melzer, Landrat des Landkreises Altenburger Land und diesjähriger Vorsitzender der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft Altenburger Museen, André Neumann, Oberbürgermeister der Stadt Altenburg, und Dr. Roland Krischke, Direktor der Altenburger Museen, den von Krischke verfassten Masterplan „Prinzen im Dornröschenschloss – Die Altenburger Museen im Aufbruch zur Bildungslandschaft“ vorgestellt.

Das über 100 Seiten starke Papier, dem mehrjährige intensive Vorarbeiten vorausgegangen sind, ist eine Vision für die Zukunft des Altenburger Schlossberges mit seinen Museumseinrichtungen in Trägerschaft des Landkreises Altenburger Land und der Stadt Altenburg. In gewisser Weise ist es eine auf aktuelle Entwicklungen reagierende Fortsetzung des von Museumsdirektor Krischke verfassten Masterplans von 2017 „Der Leuchtturm an der Blauen Flut – Das Lindenau-Museum und die Altenburger Trümpfe“.

„Prinzen im Dornröschenschloss“ thematisiert Aspekte der künftigen Nutzung der zahlreichen Liegenschaften am Schlossberg, aber auch mögliche neue Depotlösungen und versucht sich an der Beantwortung gesellschaftspolitischer Herausforderungen der Altenburger Museumslandschaft wie Barrierefreiheit, Inklusion oder Nachhaltigkeit. Wesentlich ist die eindeutige Ausrichtung der Museen im Zeichen der Bildungslandschaft, die sich an den Idealen Bernhard August von Lindenaus orientiert und insbesondere einen LindenauCAMPUS zum Ziel hat.

Der Masterplan dient als Diskussionsgrundlage für die Weiterentwicklung des Altenburger Schlossberges in den kommenden Jahren und Jahrzehnten hin zu einer einzigartigen musealen Bildungslandschaft mit Leuchtturm-Charakter. Zugleich versucht er Fördermittelgeber für die ambitionierten Ziele zu gewinnen.
 

Der Masterplan als erstes Etappenziel

Mit der Gründung der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft Altenburger Museen zum 1. Oktober 2020 wurden mehrere Ziele des freiwilligen Zusammenschlusses von Lindenau-Museum Altenburg und Residenzschloss Altenburg formuliert. Neben der Schaffung von Synergieeffekten zur besseren Vermarktung des Schlossbergareals sowie der Etablierung einer gemeinsamen Trägerschaft im Zweckverband Altenburger Museen, die gerade intensiv vorangetrieben wird, wurde auch die Fertigstellung eines neuen Masterplans angestrebt. Mit der Veröffentlichung des Masterplans „Prinzen im Dornröschenschloss – Die Altenburger Museen im Aufbruch zur Bildungslandschaft“ wurde nun eines der wesentlichen Ziele erreicht.

Nach „Der Leuchtturm an der Blauen Flut – Das neue Lindenau-Museum und die Altenburger Trümpfe“ (2017) wird damit der zweite Masterplan innerhalb von acht Jahren vorgestellt, den Museumsdirektor Dr. Roland Krischke mit seinem Team und im ständigen Austausch mit den Fördervereinen um den Schlossberg und vielen externen Expertinnen und Experten erarbeitet hat. Der neue Masterplan verändert gegenüber dem Papier von 2017 die Perspektive grundlegend: Staatsmann, Astronom und Kunstfreund Bernhard August von Lindenau wird als Impulsgeber für den gesamten Schlossberg verstanden, der sich – nicht zuletzt aufgrund seiner Schenkungen zu Lebzeiten an die Rüstkammer des Schlosses – auch in den Museen des Residenzschlosses wiederfindet. Zentraler Fokus für die national bedeutsame Museumslandschaft ist aber die von Lindenau gesetzte Verbindung von Anschauung und Kreativität als Ausgangspunkt einer zukunftsorientierten Bildung.

Mit dem 2020 gegründeten Verbund der Altenburger Museen hat sich zudem eine weitere Blickrichtung verändert. Gerade im Hinblick auf die Unterbringung der Sammlungen aller Häuser in zeitgemäßen Depots ist aus Gründen der Nachhaltigkeit ein Perspektivwechsel notwendig. Längst arbeiten die Teams der Museen intensiv zusammen, nun müssen auch gemeinsame Magazine und Arbeitsorte geschaffen werden.

Anzeige


Die Altenburger Museen als Kulturstandort von nationaler Bedeutung

Altenburg beherbergt in vielerlei Hinsicht ein reiches kulturelles Erbe. Als frühere Hauptstadt des Herzogtums Sachsen-Altenburg kann sie auf eine reiche Residenzkultur zurückblicken. Zudem kann sie auf eine jahrhundertealte Spielkartentradition verweisen, die deutschlandweit einzigartig ist. Mit dem außerordentlichen Engagement Bernhard August von Lindenaus hat sich die Stadt zudem als bedeutender Kunststandort etabliert.

Dies alles kulminiert im Bestand der Altenburger Museen. Die Sammlungen des Lindenau-Museums sind bereits über Fachkreise hinaus weltweit bekannt. Die Fülle an Werken italienischer Meister, des wichtigen Expressionisten Conrad Felixmüller oder Gerhard Altenbourgs, einem der herausragenden Künstler zu Zeiten der DDR, sucht national wie international ihresgleichen.

Das Residenzschloss Altenburg stellt bereits als Ensemble ein bedeutendes architekturgeschichtliches Zeugnis dar, das im mitteldeutschen Raum einmalig ist und das es zu erhalten gilt. An dem Residenzensemble des Schlosses und des Schlossgartens, aber auch der auf die Residenz bezogenen Gebäude in der historischen Altstadt lässt sich Baugeschichte bis weit in das Mittelalter zurückverfolgen.

Darüber hinaus verfügt das Residenzschloss Altenburg in seinen Museen jedoch auch über bedeutende Sammlungen, die bislang noch zu wenig in der Öffentlichkeit bekannt waren. 

 

Sandro Botticelli, Bildnis einer Dame, um 1475, Lindenau-Museum Altenburg (Foto: punctum/Bertram Kober)

Neben der von Lindenau  zusammengetragenen Sammlung von Ostasiatika beherbergt das Residenzschloss u. a. auch eine umfangreiche Gemäldesammlung und eine aus etwa 700 Positionen (4.000 Einzelobjekte) bestehende Textilsammlung. Die Bandbreite erstreckt sich von einer beachtlichen Anzahl von höfischen Textilien, über bürgerliche Kleidung, Uniformen und einem umfangreichen Bestand von Altenburger Bauerntrachten. Den Kern der 1.200 Objekte umfassenden Waffensammlung bilden die Bestände der ehemaligen herzoglichen Rüst- und Antiquitätenkammer. Diese bestand bis 1918. Von 1919-1946 wurde das Museum als „Vaterländisches Museum der Kriegserinnerungen“ weitergeführt. Herausragende Objekte der Sammlung sind beispielsweise 20 Turnierschilde aus dem 17. Jahrhundert oder ein Bestand an herzoglichen Jagdwaffen und Paradedegen.

Eine herausragende Stellung nimmt die Spielkartensammlung ein: Sie umfasst knapp 30.000 Kartenspiele aus 500 Jahren ortsansässiger Spielkartenproduktion und ist damit Zeugnis des technischen Fortschritts. Darüber hinaus verfügt das Schloss- und Spielkartenmuseum über eine mehrere zehntausend Stück umfassende fotografische Sammlung, die auch Beispiele aus der Anfangszeit der Fotografie beinhaltet. Mit der Ausstellung „Aus dem Dunkel der Vorzeit“ konnte im Jahr 2024 zudem die bedeutende ur- und frühgeschichtliche Sammlung (Amende-Sammlung, etwa 7.200 Objekte) der Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft einer breiten Öffentlichkeit gezeigt werden.

Der herausragende Bestand der Altenburger Museen fügt sich damit nahtlos in das ohnehin reiche historische Erbe Altenburgs ein, das an nahezu allen Straßenecken sichtbar wird und zusammen mit Projekten wie der Spieleerlebniswelt YOSEPHINUM oder der Landesgartenschau 2030 gute Voraussetzungen für die kulturtouristische Erschließung Altenburgs in den kommenden Jahrzehnten bietet.
 

Fünf Museen – ein Team: die Neustrukturierung der Museumslandschaft

Im Masterplan „Prinzen im Dornröschenschloss“ werden konkrete Überlegungen zur künftigen Zusammenarbeit innerhalb des Teams der Altenburger Museen, aber auch zur künftigen Sichtbarkeit der verschiedenen Sammlungen dargelegt.

Wesentlich ist, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des heutigen Lindenau-Museums und des Residenzschlosses im Zeichen der Altenburger Museen ein Team unter einer Leitung bilden. Die Museen haben künftig keine einzelne Museumsleitung mehr, sondern arbeiten in Abteilungen wie „Restaurierung und Technik“, „Sammlung“, „Kunst- und Kulturvermittlung“ oder „Veranstaltungen und Besucherservice“ in Projektgruppen zusammen, die anlassbezogen für Ausstellungen und Veranstaltungen, aber auch Neupräsentationen gebildet werden.
 

Residenzschloss Altenburg (Foto: Marcus Glahn, Schatzkammer Thüringen )

Dieses Team der Altenburger Museen wirkt im Hintergrund. Im Vordergrund bleibt die Sichtbarkeit der einzelnen renommierten Häuser gewahrt. Auch künftig werden Ausstellungen im Lindenau-Museum beworben, das Schloss- und Spielkartenmuseum aber wird zur besseren Verständlichkeit und zur Fokussierung aufgeteilt in ein Schlossmuseum und ein Spielkartenmuseum. Der bislang weitgehend vernachlässigte Bereich der Stadtgeschichte soll in einem projektierten [Stadtgeschichtlichen Museum]

thematisiert werden. Das heißt nicht, dass ein neues Museum mit eigenem Team gegründet wird, sondern im Rahmen der Altenburger Museen, stadthistorische Themen mehr Bedeutung und mehr Ausstellungsfläche erhalten.

Untergebracht werden sollen das Spielkartenmuseum und das [Stadtgeschichtliche Museum] im Prinzenpalais, wo jetzt bereits die Sonderausstellungen des Lindenau-Museums im Interim zu sehen sind. Das Schlossmuseum verbleibt natürlich im Corps de Logis, in dem neu sanierte, bislang unsichtbare (da zum Beispiel als Depot genutzte) Räume den Residenzcharakter erlebbar machen sollen. Dabei soll nicht allein die Geschichte der Herzöge erzählt werden, sondern weitere Schwerpunkte auf die „Gegenwelt“ der Dienstboten sowie in einer „Prinzenwelt“ auf die Kinder im Schloss gelegt werden. Auch die um 1900 eingeführten technischen Einrichtungen im Schloss sollen eine Erzählebene bilden.

Die Neustrukturierung ermöglicht die Fokussierung auf einzelne Sammlungs- bzw. Ausstellungsschwerpunkte, zugleich kann damit eine zeitgemäße Präsentation der herausragenden Sammlungen in Angriff genommen werden.
 

Nutzung übriger Liegenschaften und Schlossgarten

Für die zahlreichen zum Residenzschloss gehörenden Liegenschaften wird ein Konzept zur weiteren Nutzung vorgelegt, das sich in die Strategie zur touristischen Weiterentwicklung des Schlossberges einfügt. Voraussetzung ist dafür in einigen Fällen eine grundlegende Sanierung. So könnten etwa wiederhergerichtete Gebäude hinter der Junkerei zu Ferienwohnungen ausgebaut werden. Im Hofmarschallamt, das damit zum „Haus der Bürger“ wird, sind neben der bereits bestehenden Geschichtswerkstatt weitere Vermittlungsräume sowie vor allem Veranstaltungsräume für die Förderkreise und die Bürgerinnen und Bürger der Stadt vorstellbar.
 

Hofmarschallamt im Residenzschloss Altenburg (Foto: Lutz Ebhardt)

Der Hausmannsturm, als eines der ältesten bestehenden Gebäude des Ensembles, könnte neben seiner Funktion als Aussichtspunkt auch ein Fenster in die mittelalterliche Geschichte des heutigen Schlossareals bieten. Das Fouriergebäude bietet sich wiederum als zentrale Wache für die Museen des gesamten Schlossberges an. Ein Besucherverkehr ist hier nur schwer möglich.

Dem Schlossgarten kommt bei der Weiterentwicklung der Altenburger Museumslandschaft eine zentrale Bedeutung zu. So soll er künftig nicht mehr nur als Strecke zwischen den einzelnen Einrichtungen begriffen, sondern auch mit seiner reichen Geschichte erlebbar gemacht werden. Eine Skulpturenmeile vom Lindenau-Museum hinaus zum Marstall ist ebenso vorstellbar wie die Wiedererrichtung des Schönhauses in modernisierter Form, in dem die Geschichte des Schlossgartens erzählt wird.

Das derzeit noch vom Altenburger Stadtarchiv genutzte Herzogliche Forsthaus könnte darüber hinaus künftig als Ort für Werkstätten oder Wohnungen für Künstlerinnen und Künstler bzw. Workshopleiterinnen und -leiter dienen. Damit würden die Altenburger Museen als Bildungsstandort weiter gestärkt.

Alle Überlegungen zur weiteren Nutzung verstehen sich als Anstöße, die im Austausch mit der Stadtgesellschaft und den unmittelbaren Nachbarn wie dem Landesarchiv Thüringen – Staatsarchiv Altenburg und dem Stadtarchiv Altenburg, aber auch den privaten Mietern im Schloss weitergedacht werden.
 

Das Lindenau-Museum Altenburg

Infolge der gerade stattfindenden Sanierungsarbeiten am Lindenau-Museum Altenburg ist die künftige Nutzung des Museumsgebäudes am Fuße des Schlossberges bereits klar umrissen. Neben der Einrichtung einer modernen Dauerausstellung und eines zeitgemäßen 

Sonderausstellungsbereichs wird sich das studio, die Kunstschule, prominenter nach außen präsentieren. Durch die Schaffung eines Stadtgeschosses werden neue Flächen für die Kunstschule sowie für den Kassen- und Shopbereich geschaffen.

Mit der Neukonzeption des Museumsgebäudes ist zudem eine Auslagerung von Büroflächen, Depot und Restaurierungswerkstätten verbunden, für die – im Rahmen der Neukonzeption für die Altenburger Museen – neue Wege beschritten werden müssen.

Vorentwurf zur Neugestaltung des Eingangsbereiches (Stadtgeschoss) des Lindenau-Museums Altenburg, Seitenansicht, Stand Februar 2023 (Foto: Hoskins Planungs GmbH)


Rote Spitzen, Altenbourg-Haus und Nikolaiturm – Die Altenburger Museen mitten in der Stadt

Mit den Roten Spitzen fällt das Wahrzeichen der Stadt in den Verantwortungsbereich der Altenburger Museen. Sie sind nicht nur architekturhistorisch von herausragender Bedeutung, sondern auch in archäologischer Hinsicht, geht ihre Geschichte doch bis in das 12. Jahrhundert zurück, als an dieser Stelle ein Augustiner-Chorherrenstift gegründet wurde.

Der Masterplan „Prinzen im Dornröschenschloss“ formuliert einen neuen Ansatz bei der künftigen Nutzung als touristische Destination: Mit den Roten Spitzen bietet sich die Chance, mitten in der Stadt, an geschichtsträchtiger Stelle, ein Mittelalter-Erlebniszentrum zu etablieren und damit das Portfolio der Altenburger Museen entscheidend zu erweitern. Die barrierefreie Erschließung des Areals ist dabei obligatorisch.

Mit dem Altenbourg-Haus ist ein weiteres bedeutendes kulturelles Kleinod in direkter Verbundenheit mit den Altenburger Museen gegeben. Durch einen Geschäftsbesorgungsvertrag sind Lindenau-Museum und die das Haus, den Garten und den Nachlass des Künstlers betreuende Stiftung Gerhard Altenbourg miteinander verbunden. Das ehemalige Wohnhaus des Künstlers Gerhard Altenbourg (eigentlich Gerhard Ströch) kann durch zahllose Überformungen Altenbourgs selbst als Gesamtkunstwerk betrachtet werden. Zusammen mit dem angrenzenden Künstlergarten stellt es ein eindrucksvolles Zeugnis des künstlerischen Schaffens Altenbourgs dar. In enger Zusammenarbeit mit der Stiftung Gerhard Altenbourg wird seitens der Altenburger Museen eine regelmäßige Zugänglichkeit in Form von Führungen erarbeitet.

Der Nikolaiturm wird auch weiterhin als Aussichtspunkt und Ort für Themenführungen von Bedeutung sein.

 

Künftiges Depot und Herzoglicher Marstall

Die herausragenden Sammlungen der Altenburger Museen erfordert einwandfreie konservatorische Bedingungen. Mit der Nutzung von Kellerräumen oder dem Dachboden als Depotflächen des Residenzschlosses wurde eine Lösung gefunden, die keinesfalls modernen Museumsstandards genügt – weder konservatorisch noch im Hinblick auf Sicherheitsaspekte. Ziel muss es daher künftig sein, diesen Bestand angemessen unterzubringen.

Entwurfszeichnung der „Neuen Remise" des Preisträgers Robert Anton (Bauhaus-Universität Weimar)

Durch die geplante Auslagerung des Depots des Lindenau-Museums in den Marstall ist es naheliegend, ein gemeinsames Depot für die Altenburger Museen zu denken. Eine getrennte Depotlösung wäre bei der künftigen gemeinsamen Betreibung der Museumseinrichtungen im Residenzschloss sowie im Lindenau-Museum nur noch schwer vermittelbar. Bereits 2023 wurden im Rahmen eines architektonischen Gedankenspiels Entwürfe für ein etwaiges gemeinsames Depot der Altenburger Museen vorgestellt.

Eine sogenannte „Neue Remise“ würde Funktionen erfüllen, die der Marstall aufgrund seiner historischen Substanz nur schwer bedienen kann. Dafür bedarf es jedoch schlussendlich einer Anpassung des Förderzwecks zur Sanierung und Modernisierung des Lindenau-Museums. Demnach würden in dem historischen Marstallgebäude Büros, Veranstaltungs-, Bibliotheks- und Ausstellungsflächen untergebracht, während die benachbarte Neue Remise von der Restaurierung und den Depots bezogen wird.

Auch das Gedankenspiel der Nutzung der alten Spielkartenfabrik in der Leipziger Straße steht im Raum. Das Gebäude würde bereits mehrere Anforderungen an ein Depot erfüllen. Es bedarf dringend einer Machbarkeitsstudie, um die Möglichkeiten der jeweiligen Varianten auf den Prüfstand zu stellen.
 

Themen der Zeit: Barrierefreiheit und Nachhaltigkeit

Bei allen Überlegungen, die die künftige Altenburger Museumslandschaft betreffen, sind Fragen rund um die Barrierefreiheit und Nachhaltigkeit essenziell. Eine Vorreiterrolle in beiden Belangen wird das sanierte und modernisierte Lindenau-Museum spielen. Von den Fachplanern werden hier bereits Aspekte der Barrierefreiheit berücksichtigt, um möglichst vielen Museumsbesucherinnen und -besuchern ein gewinnbringendes Besuchserlebnis zu bieten. So wird es künftig einen ebenerdigen Eingang für alle geben; ein Fahrstuhl innerhalb des Hauses ermöglicht die barrierefreie Bewegung zwischen den Etagen. In der eigentlichen Ausstellung sollen an verschiedenen Stationen zudem mehrere Sinne angesprochen werden, die den Besuch auch zu einem Erlebnis für Menschen mit Beeinträchtigungen machen.

Im Residenzschloss ist die Barrierefreiheit eine besonders große Herausforderung. Der Masterplan führt jedoch erste Überlegungen an, um beispielsweise den Aufstieg zum Schlossberg barrierefrei zu gestalten. Ein Fahrstuhl an der Nordseite des Schlosses wäre hier vorstellbar. Innerhalb des Gebäudes kann zudem auf einen bereits bestehenden historischen Aufzugschacht zurückgegriffen werden. Eine besondere Schwierigkeit ist auch die barrierefreie Verbindung einzelner am Schlosshof angrenzender Gebäude – einerseits durch das Pflaster, andererseits durch das Gefälle.

Auch bei den Museen im Schloss gehört die Einrichtung einer barrierefreien bzw. barrierearmen Ausstellung dazu. Hierbei sollen auch Fokusgruppen einbezogen werden. Angestrebt wird schlussendlich die Zertifizierung „Reisen für Alle“. Auch werden in dieser Hinsicht Transportangebote rund um den Altenburger Schlossberg diskutiert.

Auch das Thema der Nachhaltigkeit darf in der heutigen Zeit nicht vernachlässigt werden. Im Zuge der Umsetzung von Baumaßnahmen wird man sich intensiv um weitgehende Klimaneutralität bemühen. Auch im Leihverkehr sowie bei der Verwendung von Materialien bei der Umsetzung von Sonderausstellungen wird dies verstärkt berücksichtigt. Mit der Versorgung des „neuen“ Lindenau-Museums mit Geothermie kann hierbei bereits ein erster Erfolg verbucht werden. Und es ist der Erwähnung wert, dass die Altenburger Museen mit Unterstützung des Thüringer Umweltministeriums bereits die mögliche energetische Zukunft des Schlossberges in einer Studie haben betrachten können.
 

LindenauCAMPUS — Aufbruch zur Bildungslandschaft

ATELIER im studio (Foto: Mario Jahn)

Bildungsarbeit gehört bei den Altenburger Museen in gewisser Weise zur hauseigenen DNA. Bevor Bernhard August von Lindenau sein Kunstmuseum eröffnete, gründete er eine Kunstschule zur ästhetischen und handwerklichen Schulung von Knaben. 1971 wurde das Studio Bildende Kunst, dem Impuls Lindenaus folgend, neu gegründet – die Kunstschule wurde wiederbelebt und dauert bis heute unter dem Namen studio fort.

Durch eine großzügige Förderung der Bundesrepublik Deutschland konnte das studio in den letzten Jahren erheblich erweitert werden. Mit insgesamt sechs Kunstschulwerkstätten für Menschen allen Alters nimmt das studio bereits heute eine herausragende Stellung ein. Die neuen Werkstätten sollen nach Möglichkeit über das vorläufige Ende der Bundesförderung 2027 (2032) hinaus erhalten und gestärkt werden.

Auch das Residenzschloss unterhält mit der Kartenmacherwerkstatt und der Geschichtswerkstatt zwei außergewöhnliche Vermittlungsbereiche, die zusätzlich zur Museumspädagogik etabliert wurden. Ziel ist es, die erreichte Programmvielfalt durch das Team Kunst- und Kulturvermittlung zu verstetigen und auf alle Museumsbereiche auszuweiten. Zudem möchten die Altenburger Museen mit Outreach-Formaten verstärkt in die Stadt und den Landkreis hineinwirken.

Auch an anderer Stelle leisten die Altenburger Museen bereits wichtige Bildungsarbeit: Mit dem Altenburger Praxisjahr für Kunstgut- und Denkmalrestaurierung hat sich in den letzten Jahren ein Format gefestigt, das sich auf die Ausbildung angehender Restauratorinnen und Restauratoren spezialisiert hat, die vor dem Studienbeginn stehen. Überhaupt soll der Schwerpunkt in der Restaurierung mit zahlreichen Fachexpertisen im Team zum Format eines Mitteldeutschen Restaurierungszentrums ausgebaut werden, das Ausbildungscharakter für sich in Anspruch nimmt und insbesondere auch kleinere Einrichtungen unterstützen kann.

museum unterwegs (Foto: Lindenau-Museum Altenburg)

Außerdem sind die Altenburger Museen bestens mit universitären Einrichtungen regional, national und international vernetzt. So können auch immer wieder Kooperationsprojekte realisiert werden.

Dieser vielgestaltige Beitrag zur Bildungsarbeit bzw. zur Profilierung Altenburgs als Bildungsstandort firmiert unter dem Titel LindenauCAMPUS. Er spiegelt die Vielfalt des Wissens und Könnens des Altenburger Museumsteams wider, das an ein breit gefächertes Publikum gerichtet ist.

Aufgabe der kommenden Jahre wird es sein, dieses umfangreiche Angebot nicht nur analog anzubieten, sondern auch in den digitalen Raum zu verlagern. Unter dem Arbeitstitel LindenauCAMPUSdigital sollen neben wissenschaftlichen Zugängen zur Sammlung auch spielerische Zugänge mit Erlebnischarakter im digitalen Raum geschaffen werden. Erste Ansätze gibt es bereits, eine weiterführende Strategie wird derzeit erarbeitet.
 

Finanzierung

Viele der genannten Projekte können mit dem Team des zu gründenden Zweckverbands Altenburger Museen auf den Weg gebracht werden, der vom Landkreis Altenburger Land und von der Stadt Altenburg getragen wird und eine institutionelle Förderung des Freistaates Thüringen erhält. Eine Verlängerung der großzügigen Projektförderung des Bundes über die Jahre 2027 (2032) hinaus ist ein großes Ziel, um mit einem größeren projektorientierten Team an den begonnenen Maßnahmen in der Digitalisierung, Kunstvermittlung und Provenienzforschung weiterarbeiten zu können, die derzeit im Förderbereich Marketing weithin kommuniziert werden können.

Für alle investiven Maßnahmen sind weitere Mittel des Bundes und des Freistaates erforderlich, aber auch neue Finanzierungswege sind denkbar, die über die öffentliche Hand hinausgehen. Im Rahmen der Gründung des Zweckverbandes Altenburger Museen werden hier neue Wege gedacht und die gewachsene Kultureinrichtung auf die Anforderungen einer neuen Zeit eingestellt.
 

Ein Beitrag zur Entwicklung Altenburgs

Mit den im Masterplan „Prinzen im Dornröschenschloss – Die Altenburger Museen im Aufbruch zur Bildungslandschaft“ illustrierten Ideen zur Weiterentwicklung der hiesigen Museumslandschaft geben die Altenburger Museen einen wichtigen Anstoß zur Entwicklung und Profilierung Altenburgs hin zum Erlebnis- und Bildungsstandort, der touristische Anziehungskraft entfaltet. Zusammen mit den in der Stadt angestoßenen Projekten bietet sich so für Altenburg eine einmalige Chance, die schwierigen wirtschaftlichen wie demografischen Voraussetzungen zu überwinden.

Das Lindenau-Museum Altenburg am Fuße des Schlossberges (Foto: punctum/Bertram Kober)

Dabei ist es wichtig, einen ganzheitlichen Ansatz zu verfolgen, um die Stadt zu einem Erlebnis zu machen. Hierzu zählt ganz wesentlich, die Aufenthaltsqualität beispielsweise durch verkehrsberuhigte Zonen oder die Schaffung von Grünflächen zu steigern, eine Neuorientierung des ÖPNV hin zu touristischen Attraktionen oder die Schaffung neuer gastronomischer Angebote.

Zugleich muss sich in der Stadtgesellschaft ein Bewusstsein für die hiesigen Schätze entwickeln. Die entscheidenden Akteure müssen stärker noch als bisher Hand in Hand arbeiten. Die Altenburger Museen sehen sich als Motor einer ganzheitlichen und von Optimismus und Tatkraft getragenen Entwicklung von Landkreis und Stadt.

Kommentare

CAPTCHA CAPTCHA
ALTENBURGER LAND AKTUELL +++ Verkehrsbehinderungen zum 15. Skatstadtmarathon in Altenburg +++ Eine Thüringer Radballerin wird Junioren-Europameisterin +++ Theatertipps vom 6. bis 9. Juni in Altenburg und Gera +++ Kegelturnier Mitteldeutschland 2025 - Werkstätten für behinderte Menschen +++ Vortragsveranstaltung – Themenabend: „Es ist 5 vor 12 – Hilfe für unsere Amphibien“ +++