Am Samstag, den 30. August um 15 Uhr, laden wir Sie herzlich zur Eröffnung unserer neuen Ausstellung „Sonst nichts Neues“ in der Neuen Scheune Posterstein ein. Diese Ausstellung widmet sich der Feldpost aus dem Ersten Weltkrieg, die von Ulrich Ditzen, dem Bruder des bekannten Autors Hans Fallada, sowie von Soldaten aus dem Herzogtum Sachsen-Altenburg verfasst wurde.
Nach einer kurzen Einführung wird Christian Winterstein, Vorsitzender der Hans-Fallada-Gesellschaft e. V., einen Vortrag mit dem Titel „Auf Spurensuche: Ulrich Ditzen, Hans Fallada und der Erste Weltkrieg“ halten.
Christian Winterstein hat die Wanderausstellung „Sonst nichts Neues“ in Zusammenarbeit mit der Hans-Fallada-Gesellschaft e. V. und dem Literaturzentrum Neubrandenburg kuratiert. Diese Sonderschau basiert auf den Briefen, die Ulrich Ditzen während des Ersten Weltkriegs schrieb. Die Ausstellung im Museum Burg Posterstein ergänzt die Wanderausstellung um eine lokale Perspektive und stellt über 100 Feldpostkarten von Soldaten aus dem Herzogtum Sachsen-Altenburg in den Mittelpunkt. Auch Rudolf Ditzen, später bekannt als Hans Fallada, leitete in Abwesenheit des Gutsherrn das Rittergut Posterstein.
Im Mittelpunkt des Vortrags von Christian Winterstein steht die Feldpost Ulrich Ditzens (1896–1918), dessen Briefe vollständig im Hans-Fallada-Archiv in Carwitz erhalten sind.
Ulrich Ditzen hatte den Traum, Arzt zu werden. In seinen Briefen aus Frankreich spiegelt sich die Geschichte vieler junger Männer wider: Die anfängliche Euphorie, mit der sie in den Krieg zogen, verwandelte sich bald in Grauen angesichts des Schreckens und Elends des Krieges. Mit nur 17 Jahren meldete sich Ulrich Ditzen als Kriegsfreiwilliger. Da er noch nicht volljährig war, benötigte er die Zustimmung seiner Eltern für den Eintritt in die kaiserliche Armee am 10. August 1914. Sein Bruder Rudolf Ditzen, der später als Hans Fallada berühmt wurde, hatte sich ebenfalls freiwillig gemeldet, wurde jedoch nach zwei Wochen als untauglich ausgemustert.
Zu Beginn war auch Ulrich Ditzen von der Kriegsbegeisterung erfasst. Am 26. September 1914 schrieb er an seinen Bruder: „Lieber Rudolf. […] Die Fahrt war wundervoll. Man macht auf diese Weise eine wundervolle Vergnügungsreise. Und es kommt einem ganz unmöglich vor, dass es in den Krieg geht, […]“
Ulrich Ditzen kam mit seiner Einheit an die Front nach Frankreich und war während des gesamten Krieges vorwiegend in der Gegend um Lille in Nordfrankreich, nahe der belgischen Grenze, im Einsatz. 1916 nahm er an der Schlacht an der Somme teil, einer der verlustreichsten Schlachten des Ersten Weltkriegs. In seinem Tagebuch, das er später seinen Eltern sandte, schrieb er: „Nichts mehr vom schönen Heldentod. Nichts mehr, nichts als Grausen und Ekel und wenn man sich daran gewöhnt, Gleichgültigkeit.“
Am 12. August 1918 wurde Ulrich Ditzen bei einem Granateinschlag in einem Gefechtsstand bei Carrépuis verschüttet und kam dabei ums Leben.
Der Vortrag von Christian Winterstein findet in der Neuen Scheune Posterstein statt. Musikalisch umrahmt wird die Veranstaltung von Michail Cunetchi aus Moldawien am Akkordeon, der mit seinen musikalischen Beiträgen die Stimmung zu Beginn und am Ende des Krieges einfangen wird.
Die Mitglieder des Museumsvereins Burg Posterstein bereiten Kaffee und Kuchen vor. Die neue Sonderschau wird an diesem Tag bereits ab 13 Uhr geöffnet sein. Auch im Anschluss an den Vortrag haben Sie die Möglichkeit, die Ausstellung zu besichtigen. Das Museum hat an diesem Tag bis 18 Uhr geöffnet.
Der Eintritt ist frei. Über eine Spende an den Museumsverein Burg Posterstein e.V. freuen wir uns sehr.
Die Plätze für den Eröffnungsvortrag sind begrenzt. Für eine bessere Planung bitten wir um Reservierung unter der Telefonnummer (034496) 22595 oder per E-Mail an museum@burg-posterstein.de.
Die Kabinett-Ausstellung „Sonst nichts Neues“ findet vom 31. August bis 16. November 2025 im Museum Burg Posterstein statt. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Feldpost aus dem Ersten Weltkrieg. Diese Ausstellung ist Teil der gleichnamigen Wanderausstellung der Hans-Fallada-Gesellschaft e.V. und des Literaturzentrums Neubrandenburg. Sie thematisiert die vollständig erhaltenen Feldpostbriefe von Ulrich Ditzen, dem jüngeren Bruder des berühmten Schriftstellers Hans Fallada.
Zusätzlich zeigt das Museum über 200 Feldpostkarten von Soldaten aus dem Herzogtum Sachsen-Altenburg. Rudolf Ditzen, alias Hans Fallada, erlebte den Kriegsbeginn als Eleve auf dem Rittergut Posterstein. Während der Abwesenheit des Rittergutsbesitzers kümmerte er sich um die täglichen Geschäfte. Die Kabinett-Ausstellung verknüpft die Feldpost von der Front mit dem Leben in der Heimat.
Im Rahmen der Ausstellung findet am 25. September 2025 um 16 Uhr ein Workshop statt, in dem Feldpost aus Privatbeständen gemeinsam entschlüsselt wird. Bei Erlaubnis der Eigentümer könnte das Museum die Postkarten für das Museumsarchiv digital sichern. Am 2. Oktober 2025 um 18 Uhr wird ein Vortrag mit anschließender Diskussionsrunde stattfinden, in dem Auszüge aus der gelesenen Post einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Die Formulierung „Sonst nichts Neues“ findet sich nicht nur in den Feldpostbriefen von Ulrich Ditzen, sondern auch in den Schreiben von Florus Kirmse aus Nöbdenitz an seine Verlobte Hilma Kriebitzsch aus Heyersdorf. Der Postkartenverkehr des jungen Paares wurde von Klaus Köhler aus Wettelswalde aufbewahrt und dem Museum für die Dauer der Ausstellung zur Verfügung gestellt.
Solche Feldpostkarten sind wichtige historische Zeugnisse. Die große Resonanz auf den Aufruf, Feldpost aus privaten Schätzen beizusteuern, zeigt, wie viele dieser Dokumente noch in Haushalten des Altenburger Landes schlummern. Zahlreiche Leihgaben aus Privatsammlungen fließen in die Sonderschau ein. Das Museumsteam hat diese Briefe gelesen und viele bewegende Einzelschicksale recherchiert und aufbereitet.
Viele Soldaten aus unserer Region kämpften im 8. Thüringischen Infanterie-Regiment Nr. 153, das als Teil des IV. Armee-Korps an der Westfront war. Ähnlich wie Ulrich Ditzen zog es viele Soldaten aus unserer Region nach Frankreich. Während Millionen Männer freiwillig in den Krieg zogen, absolvierte Rudolf Ditzen gerade eine landwirtschaftliche Lehre auf dem Rittergut Posterstein. Das Museum ergänzt das Ausstellungsprojekt der Hans-Fallada-Gesellschaft und des Literaturzentrums Neubrandenburg mit Informationen zu Hans Falladas Zeit in Posterstein und zeigt Feldpost von Soldaten aus dem Herzogtum Sachsen-Altenburg.
„Vielen Dank für die Hosenträger, fürs Erste trage ich noch die alten. Schon der Preis lässt mich die Benutzung noch möglichst lange herausschieben. Sonst nichts Neues. Tausend Grüße, Euer alter Uli.“ Diese letzten Briefzeilen stammen von Ulrich Ditzen, Leutnant der Reserve im 7. Königlich Sächsischen Feldartillerie-Regiment 77. Er war vier Jahre lang als Soldat im Ersten Weltkrieg und starb wenige Wochen vor Kriegsende, am 12. August 1918, an der Westfront.
Die vollständig erhaltene Sammlung der Feldpostbriefe Ulrich Ditzens ist ein bedeutendes Dokument und eine Quelle für eine Generation, die von der Schulbank an die Front zog. Zwischen Gefechtslärm und Kriegsalltag bilden die Briefe einen Lebenslauf ab, dessen Fragmente die anonymen Gesamtdarstellungen und Schlachtverläufe mit der unmittelbaren Wahrnehmung eines jungen Menschen als Soldat kontrastieren. Sie spiegeln Wünsche und Träume, Ängste und Hoffnungen, Ehrgeiz und Ekel, sowie Sinnfragen an das eigene Leben und die Sehnsucht wider, endlich wieder nach Hause zu kommen.
Der Lebens- und Schreibort von Hans Fallada, heute bekannt als Hans-Fallada-Museum und -Archiv in Carwitz, war der Ausgangspunkt der Wanderausstellung. Diese Ausstellung rekonstruiert und illustriert die kurze Biografie Ulrich Ditzens auf der Grundlage von über 500 Feldpostsendungen und fast 300 Fotografien.
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