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Nachruf - Núria Quevedo verstorben | Núria Quevedo, Pietà – Denn ich bin wie der gestürzte Baum, der von neuem treibt: weil in mir noch das Leben ist, 1973 © VG Bild-Kunst, Bonn 2025

Núria Quevedo, Pietà – Denn ich bin wie der gestürzte Baum, der von neuem treibt: weil in mir noch das Leben ist, 1973 © VG Bild-Kunst, Bonn 2025 (Foto: punctum/Bertram Kober)

Nachruf - Núria Quevedo verstorben

Pressemitteilungen Kunst, Kultur & Freizeit
08.12.2025, 15:09 Uhr
Von: Steven Ritter, Altenburger Museen

Bereits am 22. November 2025 verstarb die 1938 in Barcelona geborene Malerin und Grafikerin Núria Quevedo nach langer Krankheit in Berlin, wie nun bekannt wurde. Die seit vielen Jahrzehnten in Deutschland lebende Künstlerin wurde im Laufe ihrer Karriere vielfach für ihr Schaffen ausgezeichnet. Darin hat sie sich unentwegt mit den großen Themen der Zeit beschäftigt: dem Heimatverlust, dem Ankommen, der Einsamkeit. Zum Lindenau-Museum Altenburg bestand eine über lange Zeit gewachsene Verbindung.

Fragen der Existenz und der Entwurzelung waren es, die den Antrieb für das Wirken von Núria Quevedo darstellten und in vielen ihrer Werke thematisiert wurden. Dass sie ihren Fokus darauf richtete, hängt eng mit ihrer persönlichen Geschichte zusammen: 1952 folgte sie zusammen mit ihrer Mutter und ihrer Schwester dem Vater aus Francos Spanien in das ostdeutsche Exil nach Berlin. Bevor sie einen spanischen Pass bekam, galt sie 15 Jahre als staatenlos. Ihren neuen Lebensmittelpunkt fand sie in „Ost-Berlin“ und absolvierte von 1958 bis 1963 ein Grafikstudium an der Hochschule für Bildende und Angewandte Kunst in Berlin-Weißensee.

Bereits früh erlangte sie mit ihrer Diplomarbeit, die aus illustrativen Beiträgen zu Anita und Walter Dietzes „Deutsche Epigramme aus vier Jahrhunderten“ besteht, überregionale Bekanntheit. Ihre Werke, die grotesk-sarkastisch oder heiter-komisch wirken, führten in der Folge jedoch häufig zu Unverständnis beim Publikum – obwohl sie vielfach ausgezeichnet wurden. Aufträge blieben aus, Quevedo orientierte sich neu: Ab 1970 beschäftigte sie sich autodidaktisch mit der Malerei, behielt aber auch bei ihren nun entstehenden Gemälden den Gestus ihrer grafischen Arbeiten bei. In diese Phase ihres Schaffens fällt auch eines ihrer Hauptwerke, das sich heute im Lindenau-Museum befindet: „Pietà – Denn ich bin wie der gestürzte Baum, der von neuem treibt: weil in mir noch das Leben ist“ (1973), ein Vers des spanischen Dichter Miguel Hernández (1910-1942), der in der Figur des Christus porträtiert ist. Quevedo setzte sich in ihren Werken vermehrt mit literarischen Themen auseinander. Wichtig für sie war in diesem Zusammenhang die enge Künstlerinnenfreundschaft mit der Schriftstellerin Christa Wolf.

Zum Lindenau-Museum bestanden zahlreiche Verbindungen: Neben der „Pietà“, die bis zuletzt noch im „alten“ Gebäude des Lindenau-Museums zu sehen war und nach langer Leihe mit Unterstützung des Freistaates Thüringen und des Förderkreises des Lindenau-Museums 2024 angekauft werden konnte, befinden sich auch zahlreiche grafische Arbeiten der Künstlerin im Bestand des Museums. Im Zuge der Dauerleihgabe besuchte sie das Lindenau-Museum 2017 nochmals zusammen mit ihrem Mann, dem Dokumentarfilmer Karlheinz Mund, zu einer Festveranstaltung. Noch im letzten Jahr hat sie an der Grafik-Literatur-Edition des Förderkreises „Freunde des Lindenau-Museums“ e.V. mitgewirkt.

Nach langer Krankheit ist die Künstlerin nun im Alter von 87 Jahren in ihrer „neuen Heimat“ Berlin gestorben. Dr. Roland Krischke, Direktor der Altenburger Museen, zum Tod der Künstlerin: „Núria Quevedo war eine Frau und Künstlerin von einzigartiger Ausstrahlung. Ihre Werke in Malerei und Grafik haben eine unverwechselbare Stimme und sind ein eindrucksvolles Zeugnis der viel zu unbekannten spanischen Künstlergemeinde in der DDR. Quevedos Einfluss auf die Kunst der DDR war beachtlich, ihr Gesamtwerk ist in seiner Fülle und seinem Facettenreichtum erst noch zu entdecken.“

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Lindenau-Museums werden Núria Quevedo ein ehrendes Andenken bewahren.

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