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Zeitzeugin Eva Erben spricht in Altenburg | Zeitzeugin Eva Erben spricht in Altenburg

Zeitzeugin Eva Erben spricht in Altenburg (Foto: Christliches Spalatin-Gymnasium Altenburg)

Zeitzeugin Eva Erben spricht in Altenburg

Zeitgeschehen Pressemitteilungen
02.12.2025, 14:51 Uhr
Von: Gwendolin Gäbler
Eine Begegnung, die unter die Haut geht

Die Begegnung mit Zeitzeugen macht Geschichte lebendig. In erster Linie, weil sie historische Statistiken mit persönlichen Erlebnissen und menschlichen Schicksalen verknüpft. Gerade für junge Menschen haben Zusammentreffen mit Zeitzeugen eine besondere Bedeutung, denn sie zeigen beispielhaft, dass dunkle Kapitel der Geschichte wie die Schrecken des Holocaust niemals zu abstrakten Daten werden dürfen.

Am 27. November 2025 berichtete die Holocaustüberlebende Eva Erben, heute in Israel lebend, in der Brüderkirche in Altenburg über ihre persönlichen Erfahrungen während der Zeit des Nationalsozialismus. Viele der anwesenden Schülerinnen und Schüler des Altenburger Landes waren zum ersten Mal mit einer Frau konfrontiert, die das Unvorstellbare überlebt hat, die die Grauen des Holocaust nicht aus Büchern kennt, sondern aus eigener Erinnerung.

Eva Erben wurde 1930 in der Tschechoslowakei geboren und durfte eine fürsorgliche Kindheit unter Familie und Freunden erleben – all das, bevor das Unfassbare geschah.

Im Dezember 1941 wurde sie mit ihrer Familie ins Ghetto Theresienstadt deportiert und kam später nach Auschwitz. Sie überlebte das Lager, die Zwangsarbeit und den Todesmarsch, doch nachdem sie bereits ihren Vater verloren hatte, starb auch ihre Mutter.

Nach dem Krieg gelang ihr die Rückkehr nach Prag und später die Auswanderung nach Israel, wo sie eine Familie gründete, die heute aus Kindern, Enkelkindern und Urenkeln besteht. Nun tritt sie seit mittlerweile Jahrzehnten als Zeitzeugin auf – erzählt, erinnert und mahnt.

Die 95-Jährige sprach mit einer Ruhe und Würde, die sofort fesselten. „Mich hat man vergessen“ lautet der Titel ihrer 2005 verfassten Autobiografie, in der sie Erinnerungen über Theresienstadt und Auschwitz schildert.

In Altenburg stellte sie zentrale Aspekte daraus vor und ordnete sie für das junge Publikum ein. Doch sie berichtete nicht nur von Entbehrung und Angst, sondern auch von Hoffnung, Mut und der unerschütterlichen Kraft, weiterzuleben.

Die Veranstaltung zielte darauf ab, historische Erfahrungen unmittelbar zugänglich zu machen und die Bedeutung von Zeitzeugenberichten für die heutige Erinnerungskultur zu verdeutlichen. Aus diesem Grund möchte Erben nicht nur als „Stimme der Vergangenheit“ auftreten. Mit Sorge sprach sie über den gegenwärtigen Anstieg antisemitischer Tendenzen und betonte die Wichtigkeit von Aufklärung und historischer Verantwortung.

Im Anschluss hatten Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, Fragen zu stellen. Vor allem Erbens persönliche Bewältigung der Erlebnisse, ihre Motivation, weiterhin öffentlich zu berichten, sowie ihre Einschätzung heutiger gesellschaftlicher Entwicklungen standen dabei im Vordergrund. Erben beantwortete die Fragen ausführlich und zeigte sich beeindruckt von der inhaltlichen Auseinandersetzung der Jugendlichen.

Besonders bemerkenswert war, wie sie trotz der erlebten Grausamkeiten die Kraft gefunden hat, über Liebe, Menschlichkeit und Hoffnung zu sprechen. Auf die Frage, welche Botschaft sie den heutigen Generationen mitgeben möchte, antwortete Eva Erben schlicht und doch tiefgründig: „Liebe und die 10 Gebote halten“. Bereits frühe Erfahrungen zeigten ihr, wie verheerend Hass, Intoleranz und Gleichgültigkeit sein können, doch zugleich offenbarte sie, wie Überleben in einer derartigen Zeit möglich war: durch Mitgefühl, Solidarität und letztlich durch Liebe – auch von Fremden. Für Eva Erben bedeutet das heute vor allem Respekt und Achtung vor dem Leben der Anderen – unabhängig von Religion, Herkunft oder Hautfarbe. Die Entscheidung für Liebe – wie Eva Erben sie propagiert – ist weit mehr als eine ethnische Empfehlung. Es ist vor allem die Hoffnung auf eine Zukunft, in der Toleranz, Offenheit und Respekt keine leeren Worte, sondern gelebte Grundwerte sind.

Neben den ernsten und bewegenden Momenten beeindruckte Erben außerdem durch ihren Humor und ihre Herzlichkeit. Mit purer Lebensfreude sprach sie über ihre große Familie in Israel und zeigte Fotos und Geschichten aus ihrem Alltag.

Organisiert wurde die Veranstaltung durch die ICEJ – Deutscher Zweig e.V. Der Eintritt war frei, und Schulen konnten im Vorfeld Teilnehmerzahlen anmelden.

Der Besuch von Eva Erben war eine Begegnung, die Herzen berührte und Köpfe öffnete. Sie bot den Anwesenden die Möglichkeit, historische Zusammenhänge unmittelbar nachzuvollziehen und sich mit den Folgen des Holocaust nicht nur durch Daten und Fakten, sondern vor allem durch persönliche Geschichten auseinanderzusetzen. Die Schülerinnen und Schüler lernten an diesem Nachmittag menschliche Lektionen über Respekt, Mitgefühl und die Bedeutung von Zusammenhalt.

Mit ihrem Appell an Verantwortung und Mitmenschlichkeit verbindet Eva Erben Vergangenheit und Gegenwart. Dass sie uns ihr Leben nicht mit Bitterkeit, sondern mit Hoffnung und Wärme dargelegt hat, macht ihre Botschaft so kraftvoll: Aus Überleben kann Neubeginn werden, aus Schmerz kann Mitgefühl wachsen und aus Hass kann Liebe werden.
 

Zeitzeugin Eva Erben spricht in Altenburg (Foto: Christliches Spalatin-Gymnasium Altenburg)

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