Trinkflaschen, Geschirr, Brettchen und Besteck kommen ständig mit Lebensmitteln in Kontakt. Doch bestimmte Materialmischungen oder ein fehlerhafter Gebrauch des Geschirrs können Schadstoffe freisetzen, die dann in das Essen übergehen. Ein bundesweiter Marktcheck der Verbraucherzentralen untersuchte 48 Küchenutensilien aus oder mit nachwachsenden Rohstoffen wie Bambus, Rohrzucker oder Holzfasern. Das Ergebnis: Das Material einiger dieser Produkte ist so problematisch, dass sie gar nicht im Handel sein dürften. Bei anderen fehlen wichtige Informationen für eine sichere Verwendung.
Die Ergebnisse des Marktchecks zeigen, dass die untersuchten Küchenutensilien aus unterschiedlichsten Materialien und Rohstoffen hergestellt wurden. Allgemeine Angaben wie „pflanzliche Rohstoffe” oder „Bioplastik” wurden häufig ergänzt mit Rohstoffangaben wie „Bambus” oder „Weizenstroh”. Die vollständige Zusammensetzung blieb jedoch oft unklar. „Anstatt unspezifische Begriffe wie „Bioplastik“ oder „pflanzenbasiert“ anzugeben, müssen Hersteller gesetzlich verpflichtet werden, die verwendeten Materialien und Rohstoffe klar zu benennen. Nur so können Verbraucher:innen erkennen, was sie benutzen ”, fordert Luise Hoffmann, Referatsleiterin Lebensmittel und Ernährung bei der Verbraucherzentrale Thüringen.
Bei vier untersuchten Produkten gehen die Verbraucherzentralen aufgrund der Materialangaben davon aus, dass sie nicht den gesetzlichen Bestimmungen entsprechen. „Materialmischungen aus Bambus und Kunststoff sind dafür bekannt, dass sie schädliche Stoffe auf Lebensmittel übertragen“, sagt Luise Hoffmann. Die Gefahr besteht besonders dann, wenn beispielsweise wegen fehlender Kennzeichnung zu heiße Lebensmittel in das Geschirr gegeben werden oder es zu heiß gespült wird.
Weitere fünf Gegenstände enthielten Kunststoffgemische mit Holzmehlen oder -fasern. Diese werden nach einer gesetzlichen Übergangsfrist nicht mehr erlaubt sein. Grund dafür ist laut der Europäischen Kommission, dass zu wenig Informationen für eine sichere Verwendung zur Verfügung stehen.
„Dass wir so viele dieser Produkte gefunden haben, ist bedenklich”, so die Expertin. „Die Lebensmittelüberwachung muss auch künftig genau hinsehen und nicht gesetzeskonforme Produkte konsequent aus dem Handel nehmen.”
Fast alle Küchenutensilien trugen zumindest auf der Verpackung Verwendungshinweise, etwa zur Reinigung in der Spülmaschine oder zum Einsatz in der Mikrowelle. Lediglich bei zwei Produkten fehlten diese Angaben vollständig. „Kritisch sehen wir auch, wenn sich diese wichtigen Informationen ausschließlich auf der Verpackung befinden. Denn diese landet nach dem Kauf meist im Müll und die Informationen gehen verloren. Hier fehlen klare gesetzliche Vorgaben“, betont Luise Hoffmann. Zudem sind die vielen unterschiedlichen Symbole für ein und dieselbe Aussage problematisch. Einige Symbole sind schwer zu verstehen oder zu lesen. „Wir würden uns wünschen, dass einheitliche Piktogramme gesetzlich vorgeschrieben sind“, so die Expertin.
Nachhaltigkeit als Verkaufsargument
Einige Verbraucher:innen entscheiden sich gerade wegen der angeblichen Nachhaltigkeit für Geschirr aus nachwachsenden Rohstoffen. Entsprechend wird ein Großteil der Produkte mit Versprechen wie „biobasiert", „umweltfreundlich", „wiederverwendbar” oder „nachhaltig” beworben. Die meisten dieser Begriffe sind jedoch nicht gesetzlich definiert. Ohne eine rechtliche Grundlage oder weiterführende Informationen können diese Angaben Verbraucher:innen eher verwirren, anstatt Transparenz zu schaffen.
„Um übertriebene Aussagen zur Nachhaltigkeit und Irreführungen bei Verbraucher:innen zu vermeiden, muss der Gesetzgeber klare Regeln für Nachhaltigkeitswerbung so schnell wie möglich im nationalen Recht verankern”, fordert Luise Hoffmann.
Hintergrund
Im Rahmen eines bundesweiten Marktchecks im April und Mai 2024 erfassten die Verbraucherzentralen stichprobenartig 48 Küchenutensilien. Voraussetzung war, dass die Produkte laut Packungsangabe unter Verwendung nachwachsender Rohstoffe hergestellt wurden. Im Fokus des Marktchecks stand die Untersuchung der Kennzeichnung der verwendeten Rohstoffe und Materialien, sowie die Angaben von Verwendungshinweisen. Auch Werbeaussagen zu Nachhaltigkeit wurden erfasst und ausgewertet.
Den vollständigen Bericht zum Marktcheck sowie weiterführende Informationen finden Interessierte hier.
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