Anzeige
Klinikum 5
Systemversagen auf allen Ebenen | FSV Meuselwitz

FSV Meuselwitz (Foto: Peter Chou auf Pixabay)

Systemversagen auf allen Ebenen

Sportgeschehen Fußball
02.12.2022, 12:54 Uhr
Von: Christopher Köhler, Erster Vorsitzender des FSV Meuselwitz e.V.
Das WM-Vorrundenaus aus der Sicht des Amateurfußballs

Die Offensive gewinnt Spiele, die Defensive Titel. Freilich lässt sich diese althergebrachte Fußballweisheit auf das desaströse Abschneiden des DFB-Teams bei der WM in Katar nur teilweise übertragen. Letztlich fehlte es nicht nur der zusammengewürfelten DFB-Abwehr an Stabilität, wie sich vor allem gegen die schnellen japanischen Angreifer in der zweiten Hälfte des ersten WM-Spiels zeigte, sondern in allen drei deutschen Spielen vor allem auch vor dem Tor an Durchschlagskraft. Niederlagen gegen Fußballexoten wie Japan, fehlende Torerfolge gegen Costa Rica (oder im letzten Test vor der WM gegen den Oman) und ein insgesamt sicher verschmerzbares Unentschieden gegen Spanien sind weit entfernt vom Anspruch, den Die Mannschaft an sich selbst und die Deutschen an ihre Nationalmannschaft stellen.

Das fußballerische Waterloo der Flick-Elf in Katar und die dürftigen Auftritte der letzten Jahre sind aber keineswegs eine Durststrecke aus der man sich schon irgendwie herausfinden wird, sondern viel mehr Symptom der gravierenden Probleme, die Fußballdeutschland, den DFB und seine Untergliederungen plagen. Selten liegen Anspruch und Wirklichkeit so weit auseinander wie im Denken vieler Funktionäre auf Ebene des DFB, seiner Landes- und Kreisverbände. Immer wieder wird vonseiten der Fußballgranden propagiert, wie wichtig der Amateurfußball auf allen Ebenen doch sei, doch die „Herzkammer deutscher Fußballkultur“ schüttelt immer öfter den Kopf in Anbetracht zahlreicher nicht erfüllter Versprechungen, lobpreisend angekündigter Reformen und der zunehmenden Entkoppelung der Verbände von der Fußballrealität.

Eine dieser hochgelobten Reformen ist die Einführung der FUNINO-Spielform in den jüngeren Nachwuchsaltersklassen zulasten des Kleinfeldspielbetriebs. Spielten bislang acht Feldspieler und ein Torwart je Mannschaft annähernd den echten Fußballregeln nachempfundene Kleinfeldmeisterschaften aus, wird nunmehr mit vier Feldspielern je Mannschaft ohne Torwart auf einem winzigen Spielfeld auf vier Minitore gebolzt. Tore werden nicht gezählt, Sieger und Verlierer gibt es keine. Schöne heile Welt für Kinder, die so nicht einmal spielerisch lernen, dass es im Leben darum geht, nach Niederlagen aufzustehen und weiter zu machen. Diese Spielform, verniedlichend FUNINO genannt, hat nicht nur namentlich mit Fußball wenig bis gar nichts zu tun, auch spielerisch ist der Fußball hier kaum mehr zu erkennen. Mehr Spielzeit für alle, mehr Tore, bessere technische Grundfertigkeiten wollten der DFB und seine Untergliederungen damit schaffen. Erreicht aber wurde landesweites Kopfschütteln bei Trainern, Verantwortlichen und Eltern, Konflikte zwischen Vereinen und Verbänden und sinkende Lust am Fußball bei den Kleinsten. Wo bisher jeder eine Chance hatte und derjenige, aus dem kein Toni Kroos oder Thomas Müller wird, doch wenigstens den Manuel Neuer mimen konnte, herrscht nun der Zwang zur technischen Brillanz, die längst nicht jeden Nachwuchsfußballer auszeichnet.

Ein weiteres Symptom der immer weiter auseinander triftenden Welten des Amateurfußballs und des Verbandes sind die Finanzen. 13 Millionen Euro versprach der DFB den Nationalkickern im Falle des WM-Triumphs, 500.000 Euro je Spieler. Dass das wirtschaftliche Risiko dieses Versprechens schon bei seiner Äußerung gering war, mag man berücksichtigen, die gestörte Finanzpolitik im Profifußball aber kann dies nicht überdecken. Der DFB, der von seinen zahllosen Mitgliedsvereinen lebt und sich landauf landab als größter Sportverband der Welt beweihräuchert, hat die Bodenhaftung gänzlich ad Acta gelegt. Wie vielen Amateurvereinen (und hier reden wir nicht von Regional- oder Oberligavereinen) fehlt das Geld für notwendige Sanierungen, für Kunstrasenplätze um den Trainingsbetrieb im Kinder- und Jugendfußball auch im Winter aufrecht zu erhalten, für neue Umkleiden, Duschen, für die Rasenpflege der von Maulwürfen oder Regenwürmern geplagten Fußballgeläufe? Wie viele Vereinsverantwortliche mühen sich redlich und mit aller Kraft im Ehrenamt um wenige hundert Euro bei Firmen in der Region zusammen zu kratzen? Wie viele Nachwuchsmannschaften spielen in Trikots, die schon Generationen vor ihnen übergestreift haben? In der DFB-Zentrale in Frankfurt am Main jedenfalls interessiert es niemanden. Das Geld der großen Sponsoren fließt und so wie es kommt, wird es ausgegeben. Die Basis und das gilt im Fußball schon seit Jahren, die kann sehen, wo sie bleibt.

Kommentare

CAPTCHA CAPTCHA
ALTENBURGER LAND AKTUELL +++ Große Osterpflanzaktion für jedermann in Lucka +++ 6:5! Eispiraten machen erste Halbfinal-Teilnahme in zweiter Overtime perfekt +++ Knapp 600 Wohnungen für Bedürftige im Landkreis Altenburger Land +++ Thüringer Engagement-Preisträger 2024 gesucht +++ Landratsamt erwartet Fördermittelbescheid zur Untersuchung des Schadstoffpotenzials der Talsperre Windischleuba +++