Natürlich ist es eine gute Nachricht, dass das Residenzschloss mit der LAGA-Verschiebung nun Millionen für die dringend notwendige Sanierung seiner Fassaden erhalten soll. Das Schloss ist das Herzstück Altenburgs, und eine Investition in seine Zukunft verdient Anerkennung.
Doch die Erfahrung mahnt zur Vorsicht: Fördermittel fließen nie ohne Eigenanteile. Mindestens eine Million Euro muss die Stadt aufbringen – und diese Mittel sind im aktuellen Haushalt nicht eingeplant. Gleichzeitig sehen wir, wie unsere großen Kulturprojekte ins Stocken geraten sind: Das Lindenau-Museum und das Theater stehen als unfertige Baustellen da, weil die Fördermittel erschöpft und die Baukosten explodiert sind. Genau dieses Risiko droht auch bei der Schlossfassade. Die heute kalkulierten Summen könnten 2032 längst nicht mehr reichen, sodass am Ende zusätzliche Millionen aus Eigenmitteln nachgeschossen werden müssten.
Nicht zu vergessen: Der Sanierungsstau am Residenzschloss beträgt derzeit rund 500 Millionen Euro. Daran gemessen sind die nun in Aussicht gestellten knapp neun Millionen ein Tropfen auf den heißen Stein. Hinzu kommt: Das Land hat die Förderung ausdrücklich unter den Vorbehalt der zukünftigen Haushaltslage gestellt. Eine echte Garantie gibt es damit nicht – am Ende könnte Altenburg mit leeren Händen dastehen und die vom Oberbürgermeister angekündigte Sanierung der Schlossfassaden nie stattfinden. Umso mehr spricht dies für eine Überführung des Schlosses in eine Stiftung, die dauerhaft Mittel für die Erhaltung bereitstellen kann.
Das Beispiel des Marstalls, der dem Landkreis übertragen wurde und bis heute unsaniert dasteht, weil die Bundesförderung für das Lindenau-Museum nicht ausgereicht hat, zeigt, wie gefährlich solche Konstellationen sind: Am Ende steht der Landkreis als „Verlierer“ da, weil ihm die Kraft fehlt, die Baustellen fertigzustellen.
Auch die aktuelle Debatte um die Bonhoeffer-Schule zeigt, wie angespannt die Lage ist. Erst in diesem Jahr hat pro Altenburg von den unhaltbaren Zuständen erfahren – und sofort reagiert, Abhilfe gefordert und das Thema gegenüber Land und Ministerium adressiert. Die Stadtverwaltung hingegen hatte diese Notwendigkeit bisher heruntergespielt. Nach Mitteilung der Verwaltung haben die Untersuchungen zu den Sanierungsaufwendungen bereits ein Volumen von 1,8 Millionen Euro erreicht. Damit stellen sich neue Fragen: Wie sollen diese Mehrausgaben finanziert werden? Ein offener Brief an das Ministerium wurde bereits auf den Weg gebracht, in dem um Unterstützung gebeten wird. Auch pro Altenburg hat hier klar die Position vertreten, dass Kommunen stärker gefördert werden müssen. Schließlich muss überlegt werden, wie die Schule überhaupt sinnvoll genutzt werden kann, wenn man diese hohen Mittel investiert – vor allem angesichts der demografischen Entwicklung und der Hoffnung auf Frieden in der Ukraine, der den Zustrom an Flüchtlingen endlich beendet.
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