Sie tauchen immer häufiger in sozialen Netzwerken, auf dubiosen Internetseiten oder per Messenger auf: Werbeanzeigen, in denen bekannte Persönlichkeiten scheinbar lukrative Finanzprodukte oder revolutionäre Gesundheitsmittel empfehlen. Hinter solchen Inhalten steckt oft täuschend echte Deepfake-Technologie – und damit eine gefährliche Abzockmasche.
„Wenn Prominente plötzlich unbekannte Trading-Plattformen oder Diätpillen bewerben, sollten Verbraucher:innen besonders wachsam sein“, sagt Ralf Reichertz, Jurist bei der Verbraucherzentrale Thüringen. „Diese Anzeigen sind meist gefälscht. Die betroffenen Personen wissen häufig nicht einmal, dass ihr Gesicht oder ihre Stimme missbraucht wurde.“
Angebliche Finanztipps von Gysi und Weidel
Ein aktuelles Beispiel: Ein Thüringer Verbraucher sah auf YouTube Werbung für eine vermeintlich revolutionäre Geldanlage-Idee. Der Link führte zu einer gefälschten Tagesschau-Webseite. Dort stand zu lesen, dass Gregor Gysi Alice Weidel das „Geheimnis ihres finanziellen Erfolgs“ entlockt habe – live in der Talkshow von Sandra Maischberger. Das „Geheimnis“: eine angebliche Tradingplattform, die sichere Gewinne durch Handel mit Aktien und Krypto-Währungen verspricht.
„Das ist ein Beispiel von vielen. Kriminelle setzen gezielt auf bekannte Persönlichkeiten, um Vertrauen zu wecken und Seriosität vorzutäuschen“, erklärt Ralf Reichertz. Oft werden dabei Namen wie Günther Jauch, Frank Thelen, Barbara Schöneberger oder Dieter Bohlen verwendet, um angebliche Erfolgsstories von Produkten glaubhaft erscheinen zu lassen. Mithilfe künstlicher Intelligenz entstehen täuschend echte Bilder, Videos oder Audios – sogenannte Deepfakes – die auf den ersten Blick echt wirken.
Verlockende Angebote mit teuren Folgen
Die manipulierten Inhalte werben für unseriöse Angebote: Vermeintlich staatlich geförderte Investments in Krypto-Währungen, Wundermittel zum Abnehmen oder Nahrungsergänzungsmittel mit angeblichem Promi-Test.
„Die verlinkten Seiten wirken oft professionell, sind aber in Wahrheit Fake-Shops. Wer sich dort anmeldet oder etwas bestellt, riskiert Geldverlust, Datenmissbrauch oder betrügerische Anrufe“, warnt der Verbraucherschützer.
So erkennen Sie Fake-Werbung
Auch wenn Deepfake-Technik immer besser wird, gibt es typische Anzeichen, die Misstrauen wecken sollten. Speziell bei Videos sind etwa Mimik und Lippenbewegungen oft leicht unnatürlich und passen nicht ganz zum Gesagten. Auch die Stimme kann ungewöhnlich klingen – zu hoch, monoton oder untypisch betont. Fehlende Quellen wie Verweise auf seriöse Medien oder offizielle Kanäle sind ebenfalls ein Hinweis auf Fälschung.
„Auch Internetseiten ohne Impressum, mit vielen Rechtschreibfehlern oder ausländischen Domain-Endungen sind Zeichen für eine unseriöse Herkunft“, so Ralf Reichertz. Vorsicht ist zudem geboten bei übertriebenen Versprechen, wie angeblichen Verdienstmöglichkeiten von „10.000 Euro pro Woche“ oder angeblichen Wunderwirkungen wie „20 Kilo in sieben Tagen“.
Das können Sie tun
Wer auf eine verdächtige Anzeige oder ein Deepfake-Video stößt, sollte keinesfalls auf Links klicken oder sich registrieren – selbst dann nicht, wenn das Angebot verlockend erscheint. Zum Schutz der eigenen Daten empfiehlt es sich, im Browser Tracking-Blocker zu nutzen und regelmäßig die Werbe- und Privatsphäre-Einstellungen im Browser und in sozialen Netzwerken zu überprüfen, um personalisierte Werbung einzuschränken.
„Geben Sie auf der jeweiligen Plattform Feedback zur Anzeige – beispielsweise mit der Kennzeichnung ‚Irreführend‘ oder ‚Täuschung‘. Fertigen Sie nach Möglichkeit einen Screenshot an und melden Sie den Vorfall der jeweiligen Plattform“, rät Ralf Reichertz.
Der Fakeshop-Finder der Verbraucherzentralen hilft bei der Einschätzung, ob ein Online-Shop seriös ist.
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