Dabei werden kulturgeschichtliche Aspekte ebenso beleuchtet wie regionale Bezüge und schwierige Kontexte im Hinblick auf den Anbau des beliebten Genussmittels.
Die bevorstehende Winterausstellung im Schloss- und Spielkartenmuseum Altenburg präsentiert sich mit einem völlig neuen Konzept: Erstmals richtet sich der Fokus der Winterausstellung ganz auf ein Genussmittel – die beliebteste Süßigkeit der Deutschen. In der Ausstellung „Schokolade! – zartbitter und süß“ wird ihre Kulturgeschichte von einem exklusiven Luxusgut bis hin zum Massenprodukt für alle erläutert. Das Thema gibt der Winterausstellung zugleich eine neue Ausrichtung: Wenngleich der besucherorientierte Schwerpunkt bestehen bleibt, wird ein neues Augenmerk auf die Sammlung und auf den Bezug zur Stadt Altenburg gerichtet.
Ausgehend von den frühen Hochkulturen in Mittel- und Südamerika, in denen Kakao eine wichtige Handelsware sowie ein Zahlungsmittel und Heilmittel war, spannt sich der Bogen der Ausstellung bis zu den europäischen Fürstenhöfen. Von dort aus trat der Kakao als luxuriöses Gut schließlich seinen Siegeszug in die bürgerlichen Haushalte an.
Heute ist die Schokolade aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken.
Für die Ausstellung „Schokolade!“ wurden zahlreiche Objekte wie „Zittertassen“, Schokoladenautomaten oder historische Reklame aus ganz Deutschland zusammengetragen. Diese Exponate geben Einblicke in die Ess- und Trinkgewohnheiten der vergangenen Jahrhunderte. Weitere historische Quellen thematisieren beispielsweise auch den religiösen Diskurs, der rund um die Schokolade geführt wurde. Besonders im Mittelpunkt stand dabei die Frage, ob der Schokoladengenuss das Fasten breche. Selbst in der Kunst wurde die Schokolade zum Sujet, wie die in der Ausstellung gezeigten Überarbeitungen von Jean-Étienne Liotards „Schokoladenmädchen“ durch den Künstler Strawalde verdeutlichen.
Zudem ist in der Ausstellung eine Auswahl an Objekten mit regionalem Bezug zu sehen. Neben historischen Werbeanzeigen so auch Verpackungsmaterial aus hiesigen Produktionen. Einem öffentlichen Aufruf folgend sind eine Reihe von Exponaten aus privaten Haushalten in die Ausstellung eingeflossen.
Abseits der kulturellen und historischen Aspekte beleuchtet die Sonderausstellung auch problematische Themen rund um die Schokolade. Hier steht vor allem der Kakaoanbau im Fokus, der nur in feucht-tropischen Gebieten entlang des Äquators – heute vor allem in Westafrika – betrieben wird. Damit einher gehen die klimaschädliche Rodung von Regenwäldern und die Bedrohung zahlreicher Tierarten.
Ergänzt wird die Ausstellung durch eine ebenso umfang- wie kalorienreiches Begleitprogramm. Neben Verkostungen können sich die Besucherinnen und Besucher auf eine ganze Reihe von praktischen Angeboten sowie auf Führungen freuen.
Für diese Ausstellung „Schokolade!“ konnten Leihgaben aus der Region und darüber hinaus gewonnen werden. Zahlreiche Schokoladenliebhaberinnen und -liebhaber, Sammlerinnen und Sammler haben historische Verpackungen und andere Erinnerungsstücke beigesteuert. Die meisten von ihnen möchten anonym bleiben. Ihnen sowie folgenden Institutionen sei herzlich gedankt.
Darüber hinaus danken die Altenburger Museen der Schokoladenmanufaktur Choco del Sol für die Zusammenarbeit im Rahmen der Bereitstellung von Abbildungen für die Ausstellung.
Gestochen von Lambert Junior und handkoloriert nach einer Zeichnung von Pierre Jean-François Turpin (1775–1840),
aus: François-Pierre Chaumeton, Flore Médicale,2. Band, 1815
Leihgabe aus Privatbesitz
Pierre Jean-François Turpin, einer der bedeutendsten Pflanzenmaler zu Beginn des 19. Jahrhunderts, arbeitete unter anderem mit dem berühmten Naturforscher Alexander von Humboldt zusammen. Diese Kakaopflanze zeichnete er für einen medizinischen Pflanzenführer. Die mittel- und südamerikanischen Völker nutzten Kakaobutter zur Hautpflege und als Wundsalbe. Die Europäer begehrten Kakao vor allem als Aphrodisiakum und nahrhaftes Lebensmittel, aber er sollte auch alle möglichen körperlichen Gebrechen lindern. Gut erkennen lässt sich die Kauliflorie: Die Blüten und die aus ihnen entstehenden Kakaoschoten entspringen direkt dem Stamm bzw. den Ästen. Eng sind in der Frucht die Kakaobohnen im weißen Fruchtfleisch aneinandergepresst. Bei der rohen Kakaobohne links löst sich das Fruchtfleisch in Fasern, die daneben könnte bereits weiterverarbeitet werden.
Manufaktur Meissen
Modell: um 1843, Ausformung: 1880
Leihgabe der Meissen Porzellan-Stiftung
Unvermittelt und ohne Auftrag zeichnete der künstlerische Außenseiter Jean-Etienne Liotard (1702–1789), ein ausgebildeter Miniaturmaler, ein Wiener Stubenmädchen mit einer Tasse Schokolade in Pastell auf Pergament. Auf dem Lacktablett stehen eine Meißner „Zittertasse“ (trembleuse) und ein Glas Wasser.
Liotard verkaufte sein feines Genrebild in Venedig zu einem horrenden Preis an den Kunstagenten Kurfürst Augusts von Sachsen. Seitdem ist es einer der Schätze der Dresdener Gemäldegalerie Alte Meister. Die italienische Künstlerin Rosalba Carriera (1675–1757), schwärmte: „das schönste Pastell, das man je sah“.
Das echte Dienstmädchen ist wahrscheinlich nie aus Wien herausgekommen. Doch „La belle Chocolatière“ bereist im Bild die ganze Welt: Seit 1883 warb die Baker’s Chocolate Company mit dem Schokoladenmädchen, es folgten zahlreiche Reproduktionen, auch in Zinn oder auf Porzellan.
Tasse, Untertasse und Wasserbecher der Meißner Porzellanfigur stehen lose auf dem Tablett und könnten spielerisch umgestellt werden.
Führung
Ciao, Kakao! Reise zur Schokolade
Fr., 6.12.2024, 14–15 Uhr +
Fr., 13.1.2025, 14–15 Uhr
mit Dr. Jutta Reinisch, Kuratorin der Ausstellung
3 € p. P. zzgl. Eintritt
Offene Familienwerkstatt
Süße Geschenke für Weihnachten
So., 8.12.2024, 14–17 Uhr
Eigene Schokolade kreieren und Geschenkverpackungen gestalten mit dem studioTeam
5/3 € Erwachsene/Kinder
Werkstatt am Abend für Erwachsene
Schokolade + Wein: Kunst geht durch den Magen
Mi., 11.12.2024, 18–20 Uhr
Schokolade herstellen, verkosten und verpacken mit dem studioTeam
8 € p. P. (ein Glas Wein inkl.)
Anmeldung unter: 03447 8955-520/-451 oder studio@lindenau-museum.de
Kaffeekränzchen
Do., 30.1.2025, 14 Uhr +
Fr., 31.1.2025, 14 Uhr
Veranstaltungsreihe für ältere Museumsfreundinnen und Museumsfreunde mit Dr. Jutta Reinisch, Kuratorin der Ausstellung
8 € p. P.
Kartenverkauf an der Museumskasse am Di., 28.1.2025, 11 Uhr
Offene Familienwerkstatt
Schokolade einmal anders
Fr., 27.12.2024, 14–17 Uhr
Führung mit Kakaozeremonie mit dem studioTeam
5/3 € Erwachsene/Kinder
Verkostung
Von der Bohne bis zur besten Schokolade der Welt
Exklusive Auswahl prämierter Edelschokoladen
Fr., 13.12.2024, 14–15.30 Uhr +
Fr., 17.1.2025, 15–16.30 Uhr
mit Dr. Jutta Reinisch, Kuratorin der Ausstellung
12 € p. P.
Kleine Verkostung
Das kleine Einmaleins der Schokolade
Grundzutaten und ausgewählte Schokoladen
Sa., 14.12.2024, 15–15.30 Uhr +
Fr., 24.1.2025, 15–15.30 Uhr
mit Dr. Jutta Reinisch, Kuratorin der Ausstellung
4 € p. P. zzgl. Eintritt
Verkostungen nur mit Anmeldung unter: 03447 5127-12 oder info@residenzschloss-altenburg.de
Anmeldeschluss: 7 Tage im Voraus
Für Gruppen ab 12 Personen
Führungen und Verkostungen können auch einzeln oder im Paket gebucht werden.
Anmeldung unter: 03447 5127-12 oder info@residenzschloss-altenburg.de
ab Klasse 1, 120 Minuten
Von der Kakaobohne zur Schokolade
Im Rundgang erfahren wir alles über Schokolade und ihre regionale Bedeutung. Woraus wird Schokolade gemacht? Seit wann ist sie so beliebt?
ab Klasse 5, 120 Minuten
Fair oder unfair?
Wir erfahren bei dem Rundgang alles über Schokolade und ihren weltweiten Stellenwert. Was ist fairer Handel? Was steckt in Schokolade alles drin?
Im Anschluss an die Rundgänge gestalten wir eine Schokoladenverpackung zum Verschenken.
5 € je Schülerin und Schüler, Lehrkräfte kostenfrei
Anmeldungen unter: 03447 8955-451/-430 oder studio@lindenau-museum.de
Ausstellung
Schokolade! – zartbitter und süß
Laufzeit: 3. Dezember 2024 bis 9. März 2025
im Schloss- und Spielkartenmuseum des Residenzschlosses Altenburg
Eröffnung: 1. Dezember 2024, 15 Uhr, im Bachsaal des Residenzschlosses Altenburg
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag, feiertags
9.30 bis 17 Uhr
Eintritt:
8 EUR / ermäßigt 6 EUR
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