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Vier Wände für kleine Hände – Puppenstuben aus zwei Jahrhunderten | Plakat - Vier Wände für kleine Hände

Plakat - Vier Wände für kleine Hände (Foto: Schloss- und Spielkartenmuseum Altenburg )

Vier Wände für kleine Hände – Puppenstuben aus zwei Jahrhunderten

Familie, Kinder & Jugend Kunst, Kultur & Freizeit
30.11.2023, 14:03 Uhr
Von: Steven Ritter, KAG Altenburger Museen
Bei der traditionellen Winterausstellung im Schloss- und Spielkartenmuseum Altenburg stehen vom 3. Dezember 2023 bis zum 3. März 2024 Puppenstuben aus der Sammlung Frank und Hella Müller (Zwönitz) im Mittelpunkt. Zu sehen sind Exponate aus über zwei Jahrhunderten.

Die traditionelle Winterausstellung im Schloss- und Spielkartenmuseum Altenburg widmet sich in diesem Jahr Puppenstuben aus zwei Jahrhunderten. Sie bilden die Lebenswelten der großen Leute im Kleinen ab und gehörten einst in jedes Kinderzimmer. Alltagsszenen des häuslichen und öffentlichen Lebens werden durch Puppenstuben lebendig. So erlauben die Exponate bis heute einen besonderen Blick auf das alltägliche Leben in der Vergangenheit. Dass ein Musikzimmer mit Klavier fast obligatorisch in den bürgerlichen Haushalten der Gründerzeit war, wird durch sie ebenso illustriert wie das geschäftige Treiben in den Küchenräumen. Im Kaufmannsladen gehen Waschpulver, Brot, Kuchen und Milchflaschen im Miniformat über die Ladentheke. Selbst die Registrierkasse ist mit Spielgeld benutzbar.

Beim genauen Hinsehen wird auch die Individualität der Gestaltung erkennbar: Oftmals wurden die Puppenstuben von handwerklich versierten Vätern und Müttern selbst gebaut, repariert oder renoviert. Zudem wurden die passenden Möbel beschafft und die Püppchen mit neuer Kleidung versehen. 

So findet sich auch in der Ausstellung „Vier Wände für kleine Hände“ ein Stilmix wieder, der in den Objekten gut abzulesen ist: Die Zimmer beinhalten immer wieder Einzelteile, die aus verschiedenen Zeitepochen stammen. Dies erschwert zugleich die Bestimmung von Hersteller und Entstehungszeit. Wertvolle Teile aus begüterten Haushalten gemischt mit Selbstgebasteltem von weniger betuchten Familien und Restaurierungsobjekte prägen den Charakter der Ausstellungsstücke.

Zweierstube (Detail) (Foto: Schloss- und Spielkartenmuseum Altenburg, Maria Koch)

Die Ausstellungsstücke, die das alltägliche Leben früherer Generationen zu Hause wie im Berufsleben abbilden, geben zugleich Auskunft über die gesellschaftlichen Verhältnisse bzw. Rollenbilder in der Vergangenheit. Besonders deutlich wird dies bei der Darstellung der Frauen, die hier oftmals als fürsorgliche Mütter in Erscheinung treten – dargestellt in Stube oder Küche.

Für die Ausstellung konnte zum wiederholten Mal das Sammlerehepaar Frank und Hella Müller aus Zwönitz als Leihgeber gewonnen werden. Bereits 2017 zeigten sie 60 Puppenstuben und Kaufmannsläden aus ihrer in über vier Jahrzehnten zusammengetragenen und detailgetreu aufbereiteten Sammlung. Auch in diesem Jahr sind etwa 60 Puppenstuben aus ihrer Sammlung in der Ausstellung vertreten. Insgesamt umfasst ihre Sammlung ca. 100 Puppenstuben, 200 Teddys und eine Vielzahl an Porzellanpuppen unterschiedlicher Größe. Der Hauptfokus der Sammlung Müller liegt auf Spielzeug aus dem Erzgebirge, das zwischen 1800 und 1900 gefertigt wurde. Eine Vielzahl der Puppenstuben stammen aus der Holzspielwarenfabrik Moritz Gottschalk (Marienberg/Erzgebirge) oder von Albin Schönherr (Niederlauterstein/Erzgebirge). Die Massefiguren sind u. a. von der Firma Lahl (Annaberg-Buchholz/Erzgebirge).

Die Ausstellung „Vier Wände für kleine Hände“ legt im Schloss- und Spielkartenmuseum Altenburg ihren zweiten Halt ein. Bereits 2019/20 konnte die Ausstellung im Barockschloss Delitzsch besucht werden.

Kleine Kulturgeschichte der Puppenstube Die Kulturgeschichte der Puppenstube begann vor etwa 400 Jahren. Als kleine Kunstwerke angefertigt, zeugten sie vom Reichtum und Glanz des Lebens an den Adelshöfen, waren Prestige- und Repräsentationsobjekte.
 

Im 18. Jahrhundert griff das Bürgertum die Idee auf und ließ ebenfalls verkleinerte Abbilder seiner Häuser und Villen bauen. Mit Beginn des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Puppenstube vom reinen Anschauungs- und Repräsentationsobjekt zum Spielzeug für Kinder. Spielerisch sollten vor allem die Mädchen auf ihre künftige Rolle als Hausfrau und Mutter vorbereitet werden. Wohnungen wohlhabender Bürgerfamilien wurden detailliert nachgebildet. In diese Zeit fällt auch der Beginn der industriellen Herstellung von Puppenstuben. Nun in großer Stückzahl verfügbar, hielten sie als „Spielzeug“ Einzug in alle sozialen Schichten der Bevölkerung. Man begann auch einzelne Räume, vor allem reich ausgestattete Puppenküchen und Bäder, als Puppenstuben zu fertigen.
 

Wohnküche (Foto: Schloss- und Spielkartenmuseum Altenburg - Silke Arnold)

Als vergleichbares Spielzeug für die Jungen kam der Kaufmannsladen auf. Geschwister spielten nun zusammen. Puppenstuben, Kaufmannsläden, Puppenküchen und Bauernhöfe dienten der kindlichen Früherziehung und der Belehrung. Spielerisch wurden die sozialen Rollen trainiert.

Allerdings nur zur Weihnachtszeit: In Deutschland war es üblich, die Stuben und Kaufmannsläden zur Bescherung am Heiligabend aufzubauen und sie nach Weihnachten zum Dreikönigstag wieder einzupacken und auf dem Dachboden zu verstauen.

Von Generation zu Generation weitergegeben und der jeweiligen Zeit entsprechend verändert, können wir heute anhand der Puppenstuben historische und kulturelle Entwicklung sowie kulturgeschichtliche Veränderungen jener vergangenen bürgerlichen Welt nachvollziehen. Aber nicht nur die industriell hergestellten und perfekt eingerichteten Puppenstuben geben einen Einblick in das Leben der jeweiligen Zeit. Es sind gerade auch die liebevoll selbst hergestellten Puppenstuben und -häuser der Marke „Eigenbau“, die ein spannendes und einzigartiges kulturgeschichtliches Zeugnis darstellen.

Bekanntestes Beispiel im thüringischen Raum ist die Puppenstadt „Mon plaisir“ im Arnstädter Schlossmuseum. 1716 ließ Fürstin Augusta Dorothea von Schwarzburg-Arnstadt eine Stadt, bestehend aus zahlreichen Puppenstuben mit über 400 Figuren, herstellen. Dies diente nicht als Kinderspielzeug, sondern als Abbild des höfischen Lebens: Die Fürstin mit Zofen bei der Morgentoilette, die Fürstin in der Kinderstube, die Abendgesellschaft bei Hofe, die Kammermusik, die Hofküche, zahlreiche Handwerker und ein Markt.
 

Allgemeine Informationen

Ausstellungseröffnung

Sonntag, 3. Dezember 2023, 15 Uhr (1. Advent)
im Bachsaal des Residenzschlosses Altenburg
Die Kaffeetafel öffnet bereits um 14.30 Uhr.
 

Ausstellung

Vier Wände für kleine Hände – Puppenstuben aus zwei Jahrhunderten

3. Dezember 2023 bis 3. März 2024

im Schloss- und Spielkartenmuseum des Residenzschlosses Altenburg
 

Öffnungszeiten:

Dienstag bis Sonntag, feiertags
9.30 bis 17 Uhr
 

Eintritt:

8 EUR / ermäßigt 6 EUR

Plakat - Vier Wände für kleine Hände (Foto: Schloss- und Spielkartenmuseum Altenburg )

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